So da steh´ ich nun. Jegliche
Orientierung ging bereits auf dem Hinweg zwischen mich
attackierenden, kratzbürstigen Sträuchern und meinen extra
atmungsaktiven Laufschuhen anschlürfendem Riedmoor, flöten. Wieso
steh´ ich auf einmal im Wasser? Warum glotzt der Fuchs da mich so
entgeistert an? Warum liegt hier Stroh rum? Ich könnte mir für
nächstes Mal eventuell einen vagen Plan zurecht legen, der mich
weise wie so ein Plan eben ist, bei erneutem Orientierungsverlust zum
Ausgangspunkt zurück lotst und zwar bevor (ich wiederhole, bevor!)
ich wie einst Hänsel und Gretel kopflos und tragischerweise auch
noch ohne Brotkrumen (Gott steh mir bei!) in die Einöde los renne
und am Ende bis zu den von angriffslustigen Brennnesseln penetrierten
Waden verschwindend im gierig schmatzenden Moorast versinke.
Wie ich
da so sinnierend mit meinem erkorenen Sumpfloch zu homogenisieren
beginne, fällt mir auf, dass ich anscheinend eine gern gesehene
Zielscheibe für Mosquitos und Zecken darstelle, veranstalten diese
doch gerade eine Happy Hour auf jenen entblößten Körperstellen,
die noch nicht von einer dunklen Bräunung – des verflüssigten
Bodenbelags her rührend – überzogen wurden.
Laut Aussage eines
Freundes brauchen Zecken bis zu 60 Minuten um sich – nachdem sie
hüpfend, tollend, jauchzend jeden Quadratmillimeter Haut
abgekrabbelt sind – schlussendlich mit einem Areal meines Fleisches
zufrieden zu geben und dort ohne Begrüßung und Kundgebung ihres
Vorhabens mich meines wallenden Blutes zu berauben!
Mir verbleibt
also noch eine geringe Schonfrist um A: von einem Geistesblitz
getroffen (nur getroffen, nicht erschlagen) einer inneren Erleuchtung
nach zu folgen welche mir zielgenau das Licht am Ende des Tunnels...
äh des Waldes zeigt oder B: mit meiner abgelaufenen ADAC Kundenkarte
die Schweizer Luftrettung zu ordern, auf dass diese mich per Seilzug
aus meinem (mir inzwischen lieb gewonnenen) Sumpfloch heraus- und in
die Lüfte befördert. Wollte ich eh immer schon mal ausprobieren,
wenn auch unter anderen Umständen.
Ich entschied mich – so
verlockend A und B mir auch schienen – für Plan C, befreite mich
demnach damenhaft wie nur irgend möglich (oder so galant wie eine
auf dem Rücken liegende Schildkröte) aus der appetitlich-braunen
Brühe und kam, nachdem ich wohl jegliche falsche Abzweigung genommen hatte die
sich mir nur bot, wohlig duftend, ohne Sonnenbrand und
selbstverständlich aus der richtigen Richtung wieder am
Ausgangspunkt, der vor knapp zwei Stunden als gut befundenen Strecke,
an.
..und übrigens:
Ich habe mich nicht verlaufen - mir war von vornherein klar, dass ich sobald ich mich auf den Weg mache, nicht mehr weiß wo ich bin.
Amorphis - The Wanderer