Donnerstag, 28. Juli 2016

Als Du weg gegangen bist..

..kam die Leere.

Wie eine Hülle meiner selbst die ihren Inhalt verlor, steuert mein Körper ziellos, gehetzt durch die Tage. Das Schlachtfeld ist geräumt, der Kampf vorbei. Ich sollte mich gut fühlen. Aber etwas ist auf der Strecke geblieben.
Seit Du weg bist..
Ich halte mein Gesicht gesenkt weil ich die auf mir ruhenden, meine Gedanken durchdringenden Blicke der anderen nicht mehr ertragen kann.
Ich fühle mich so durchschaubar. So schmächtig, klein.
Verunsichert, unendlich.
Du zeigtest in mir eine Person auf, die ich nicht – und wiederum doch bin.
Hast Bruchstücke von dem zurück gelassen, das ich einmal war.
Du bist gegangen.


„Das sind die Nachfolgen der vergangenen Jahre“ sagt man mir.
Wir haben nur ein Leben. Und solange ich hier bin, will ich es leben! Als das eine, das uns nur vergönnt ist!
Also schlucke ich weiter brav was die Weißmäntel mir zu Tische servieren und warte ab. Irgendwann kommt es zu mir zurück.

Herr Zuversicht.

..und übrigens:
Ohne Lächeln und Musik wäre das Leben nur wenig wert.

Herr Zuversicht..

..Heute hast Du mich nicht besucht. Wirkt der T-Cocktail? Ich denke oft an Dich, ständig, aber mehr nebensächlich heute, als wollte ich Dich nicht wirklich zu Wort kommen lassen obwohl ich dennoch mit Dir spreche. Trotzdem bleibt das Flurlicht brennen, das Türschloss auf links gedreht, verschlossen. Aber ich sehe etwas, etwas unscheinbares kleines, etwas wie Licht.

In einem kleinen unbedachten Moment berührtest Du mich an der rechten Schulter, doch noch während ich mich zu Dir umdrehte, zerstob Deine Hand zu abermilliarden Staubpartikeln.
Ich suchte Dich im Keller, ja, wartete beinahe auf Dich aber Du warst nicht dort. Nur der schwindende Geruch Deiner nicht lange entfernt liegenden Anwesenheit hing noch in der Luft, klebte an alten modrigen Möbeln die an die Wände gelehnt schon monatelang kein Tageslicht mehr erblickt haben müssen. Ein Schatten Deiner Selbst.
Ich habe ein Zimmer gefunden. Du kannst es haben, ich habe es für Dich gebaut, Herr Zuversicht. Dort kannst Du sein wenn Du nicht bei mir bist. Vom Fenster aus kannst Du die Menschen auf der gegenüber liegenden Straßenseite vor den Häuserblocks beobachten. Erschrecke sie nicht.
(C.Baiker)
..und übrigens:
Angst, in all ihrer Gewalt, ist schwer in Worte zu fassen. Darum werde ich Dich bei einem Namen rufen um von ihr die Hülle des Schreckens zu nehmen. So weit ich kann.

Mittwoch, 20. Juli 2016

Wenn der böse Wolf..

..hin und wieder kommt.

Er ist schwarz. Nicht die Farbe seiner Haut, nein, sein ganzes Wesen.
Dort wo Gesicht, Hände und Körper sein sollten herrscht Dunkelheit. Was ich sehe sind sein Mantel der knapp an den Knöcheln vorbei beinahe bis zu seinem festen Schuhwerk herunter reicht und sein Borsalino, tief in die dunkle Marterie seines Gesichtes gezogen. Er macht nichts, er steht nur da. Sieht mich an, auch wenn ich seine Augen nicht ausfindig machen kann - ich fühle sie. Er macht mir Angst, wenngleich nichts sichtbar Bedrohliches von ihm ausgeht. Nichts konkret Bedrohliches zumindest, außer der von seinem Inneren ausgehenden Aura. Einmal, sogar, da standest Du hinter mir, hast stumm meine Haare gekämmt Strähne für Strähne. Ich rede mit Dir. Ich weiß Du bist nicht da. Du existierst nicht. Ich stelle Dich mir nur vor weil ich nunmal kaputt bin, oder? Es hilft nicht.

Du besuchst mich nicht nur zu Hause. Auf dem Steg standest Du, weit hinter uns, dort wo die Dunkelheit am engsten zusammengedrängt sich in den Schatten der Bäume und Sträucher verliert. Wie daheim auf dem Flur, ein Tunnel aus immer dunkler werdenden Pigmenten die sich zu einem schwarzen Loch vereinen aus dem nichts durchzudringen scheint, außer der Angst. Du.
Wider meiner Erwartungen hast Du uns nicht vom Steg gestoßen, in die nächtlichen Kälten des Weihers hinab. Wider meiner Erwartungen kamst Du nicht mit erhobenem Messer auf meinen Begleiter zu gerannt um ihn rücklinks auf dem Feldweg zu erstechen.
Ich würde Dich gerne fragen, ob Du ebensolche Angst verspürst wenn Du mich siehst. Wie fühlt es sich an, ein Ausdruck der Dunkelheit zu sein, bist Du einsam? Wer bist Du?

..und übrigens:
Die Angst sucht sich ihren eigenen Weg, Ausdruck zu erlangen.

Tagebuch

Ich sollte es „Das Tagebuch des traurigen Optimisten“ nennen, denn würde eines Tages ein zufälliger Finder dieses Notizheft in die Hände bekommen, würde er beim Lesen nur einen Haufen aus emotional angebrochenem und aufgehäuftem Schutt vorfinden. So bin ich gar nicht. Jedenfalls nicht immer. „Bildliche Vergleiche verkünsteln des Autors Lyrik und werten sie damit auf.“ So oder so ähnlich meinte eine Lehrerin damals noch zu Schulzeiten zu uns, also male ich eben einen Vergleich mit der Sonnenblume. Die wendet ihr Gesicht stets fröhlich leuchtend der Sonne zu, eine gnadenlose Optimistin und Frohnatur, könnte man meinen. Von außen betrachtet zumindest. Aber immer kann´s nicht schön sein. Also was dann? Sie beugt ihre Blütenblätter nach innen, versteckt sich hinter ihnen und wartet ab bis die Tränen des Himmels an ihr herab geflossen und abgeperlt sind. Bis die Sonne wieder scheint und sie ihre Frohnatur von neuem zur Schau stellt, als wäre nichts gewesen. Denn so kennt man sie..

..und übrigens:
..oder welche Postkarte zeigt schon verwelkte Sonnenblumen?

Nachts..

..ist man alleine mit seinen Gedanken.

Da hilft kein Bitten und kein Flehen, kein Weinen und Schreien. Sie parodieren auf und ab, bewaffnet mit Schildern auf welchen die absurdesten Sprüche prangen für die sie wohl besonders tief in den verstaubten Kisten des Unterbewusstseins gegraben haben.
Und dazwischen tauchen immer wieder Lückenfüller wie: Angst, Depression, Wahn, Einsamkeit, schlechtes Gewissen, Familie und so weiter, auf. Und schon arbeitet der Kopf auf Hochtouren und gibt dem Sandmann keine Chance sich zwischen all den im Circle Pit rennenden, gegen Schlaf protestierenden Demonstranten zu einem durch zu kämpfen um einen mit seinem K.O. Sand in´s erholsame Land der Träume zu befördern.
Lasst mich in Ruhe! Hört Ihr nicht? Ich will Euch nicht, will nichts sehen, nichts hören, nicht lesen was auf Euren bescheuerten Schildern steht, nicht fühlen wie sich Tränen ihren Weg die Wangen herunter bahnen und nicht schmecken, wie ihr Salz langsam über meine Lippen läuft. Ich verzichte!
Aber egal was ich sage, wie oft ich meine Wut in´s Kissen schreie und wie starrsinnig ich mir versuche andere Gedanken einzureden – ich verliere.

..und übrigens:
Braucht der Geist die Traurigkeit um sich wieder nach den schönen Zeiten sehnen zu können?



Sonntag, 10. Juli 2016

Wenn´s..

..zu spät ist?

Immer erst dann. Klappe zu, Affe tot. Und hinter den dicken Mauern seh´ ich mein Leben dahinfließen, ohne mich. Es fließt vorbei und ich sitze am Fenster und sage zu mir „ich hab´s Dir ja gesagt.“, Ja hab´ ich – aber wer ändert schon etwas bevor´s wirklich zu spät ist? Schnell die weiße Pille, bevor ich wieder sentimental werde. Aber sie hat´s nicht gebracht. Ich bin trotzdem hier. Ich höre Dich schreien. Höre Dich weinen, sehe Dich vor lauter Verzweiflung, Wut und Hilflosigkeit das Essgeschirr auf dem Küchenboden zerschmettern. Meine Augen haben gesehen, meine Ohren gehört, mein Körper zittert. Es ist nicht richtig, das ist nicht in Ordnung, nein, nicht Du!
Vergangenes.
Doch vor meinen Augen so präsent wie gestern. Und ich zittere noch immer.
Aber jetzt bin ich ja hier. Man sagt zu mir, dass es das Richtige war, nur, wenn die Mauern zu Flüstern beginnen „lauf weg, renn..hilf ihm!“ wie soll ich denen dann Glauben schenken? Vor den Fenstern wiegt sich ein Baum im Wind. Ich darf gehen wann immer ich will, sagen sie. Wenn ich auf den Ast klettere rücken sicher gleich die Weißmäntel an, unnötige Aufregung.
Es ist spät – aber noch nicht zu spät.

Und schon kriecht die Angst wieder in mir herauf, bahnt sich ihren Weg vom Gehirn in meinen Körper und schnürt mir die Kehle zu. Ich weiß da ist nichts. Sie sagen das auch, ich solle ruhig atmen und mich der Dunkelheit stellen, mit ihr sprechen. Ich werfe panisch die Türe hinter mir zu und verkrieche mich in eine Ecke meines Zimmers. Du stehst nur da, betrachtest mich. Du bist nicht real. Bist Du nicht, sagen sie und dann berührt mich Deine Hand und ich schreie.
..und übrigens:
Das Witzige daran ist, dass du an diesen abgeschiedenen Orten vor denen die Masse am meisten Angst hat, den wenigsten Menschen begegnest.
Aber weshalb kommst Du mich dann gerade hier besuchen?


Home sweet home...

Dann doch wenigstens..

..zutreffend.

Und dann treffen unsere Blicke sich und ich höre dich verächtlich sagen „Wen zur Hölle hast Du bitte gemeint?!“. Es sind vor Verständnislosigkeit sich mir durchdringend in mein Gedächtnis brennende Blicke, leere, traurige – von Zeit zu Zeit wütende Blicke. Das Gesicht leicht verquollen und gerötet sieht es mich an. Irgendwann wenden wir uns voneinander ab. Es ist genug. Licht aus. Dunkelheit. Doch am nächsten Morgen steht er noch immer dort. Zeigt Spuren der Abnutzung, hier und dort einen blinden Fleck und mir noch immer mein Spiegelbild. Selbst Schuld.

Leere Worthülsen und fleißig erlernte Floskeln – wahrscheinlich aus einer Soap aufgegriffen, lässig dahingerotzt. Sicherlich auch eine Form der modernen Kunst. Und was wenn auch Deine selbstsichere nach Außen getragene Fassade in den Pirouetten des gegnerischen Sturms in´ s Wanken gerät? Stehst Du dann stotternd wie zum ersten Schultag vor Deinem dich um ein Zweifaches überragenden Gegenüber und versuchst händeringend Land zu gewinnen? 



..und übrigens:
Wenn schon, dann wenigstens zutreffend. Alles andere wirkt lächerlich, verzeih´.
 


Ein Männlein..

..steht im Walde..

Manchmal bin ich ein emotionaler Dreckhaufen.
Sowas wie ein sentimentales Wrack das selbige scheinbar anzieht.
Und wieder bleibt mir nichts anderes übrig als zu rennen. Hinaus durch den Regen, hinein in die Nacht. Das ist die Zeit zu der man keiner Seele mehr im Wald begegnet und alleine stumm vor sich hin schreien kann.
Steine und Äste landen im Moorweiher über dem ein Dunst aus Nebel hängt in dem Schwalben und Fledermäuse Tauchen gehen.
Hier ist keiner.
Und wenn doch, dann will ich ihn verdammt nochmal kennen lernen!

..und übrigens:
Abtauchen. Leere spüren. Wasser sehen. Nichts sehen. Abschalten.