Platzregen ist etwas
Herrliches. Von der einen auf die andere Sekunde ist man durch und durch nass
und die nach der ewigen Hitze erfrischend kühlenden Regentropfen rinnen in
Sturzbächen am Körper hinab. Die Pflanzenwelt atmet – erleichtert, dass sie nun
doch keinen qualvollen Dürretod erleiden müssen – „if you´re happy and you know
it klapp your hands“ singend auf und sind endlich wieder als solche erkennbar,
da es die tagelang aufgetragene und angetrocknete Staubschicht wegspült, die
sich an sämtliche Grashälme, Palmblätter und sonstiges Außengewächs
festgeheftet hat.
Ja Platzregen ist
etwas grandioses und diese Meinung vertritt Italien scheinbar auch, denn es
schenkte mir in all seiner Gastfreundlichkeit einen ganzen Himmel davon,
welcher sich ab gut der Hälfte der achtstündigen Strecke zielgenau über mir
entleerte und mich somit in den angenehmen Genuss einer restlichen Fahrt in
gemütlich vor sich hin triefender Motorradmontur bescherte. Folglich war es
meiner Meinung nach absolut legitim und gerechtfertigt, dass ich nach meiner
feuchtfröhlichen Ankunft in der Jugendherberge das Warmwasserrepertoire der
gesamten Gaststätte unter der Dusche aufbrauchte und dabei seelig und glücklich
meinen langsam wohlig warm werdenden (noch immer dank der Sonne leicht
angekokelten) Körper beim Aufdunsen beobachtete.
(Nachdem es sich ausgerägnert hatte, Blick aus der (trockenen!!) Jugendherberge in Figino, Schweiz)
Matisyahu - Sunshine
und übrigens:
Polizisten können äußerst freundlich sein und sogar sprechen!
Dank zwei St.
Gallerinnen (die mich lehrten, dass Motorräder in ihrem St. Gallischen Kreise
auf den Namen „Töff“ hören) schleppte ich mich nach meinem etwas verspäteten
Mittagessen - welches aus den wahllos zusammengewürfelten und zu einer klebrigen
Einheit zerschmolzenen Resten des gestrigen und vorgestrigen Tages bestand - eher weniger besonnen hinab
geschlungen hatte, doch noch an das Ufer des Luganer Sees und – oh Wunder – die
Sonne hatte sich dazu entschieden, mir einige gold-schimmernde Abendstunden zu
gewähren, bis sie sich in einem leichten Orangestich hinter der am See
emporragenden Hügellandschaft, zurückgezogen hatte (nur um das klar zu stellen: ich bin so romantisch wie ein Festival-Dixi nach 5 Tagen Dauerbenutzung).
(so human sah das noch am Vortag aus)
Zurück in der
Jugendherberge sprangen mir sofort vier neue Motorräder in´s Blickfeld, welche
sich im Nachhinein während ich am See Planschen war, zu dem Meinen gesellt
haben mussten. Treppauf in den zweiten Stock, stolperte ich beim Eintreten in
das Zimmer dann gleich einmal über einen wohl ebenfalls im Platzregen duschen
gewesenen Haufen, männlicher Ledermonturen. Männlich deshalb, da – wie die
Rezeptionistin mir später zerknirscht erklärte – die Herrschaften ohne dem
Nennen ihres Geschlechtes gebucht hatten, sie davon ausgegangen war, Frauen zu
beherbergen und nun nur noch dieses Frauenmehrbettzimmer genug freie Plätze
aufgewiesen hatte. Macht nix, die spanischen Typen waren echt gut drauf, befanden sich ebenfalls auf einer Tour
- von Spanien über Frankreich und die Schweiz - und hatten mich ab dem
Zeitpunkt an dem ich einen spanischen Trinkspruch zitierte (die einzigen spanischen
Wörter, die ich in meinen Fremdsprachenkenntnissen noch zusammengekratzt
bekommen habe) definitiv akzeptiert.
Da außer "Nane"
ansonsten keiner der Spanier wirklich Englisch zu sprechen vermochte, fungierte
er eben als wandelnder Duden bzw. als Dolmetscher und so kamen wir, während wir
uns gemeinsam über den zuvor über uns allen niedergegangenen Regen beklagten,
auf das Thema: unzureichende Kettenbeölung, zu sprechen.
Kurzum, das Kettenöl
welches sie zufällig dabei hatten, wurde aus den Taschen hervorgekramt und zu
dritt wurde meine leicht rostangefressene Kette wieder auf Fordermann gebracht.
Dass sie ihren tiefen Schlaf durch das Imitieren mehrerer laufender Kettensägen untermauerten, verzieh ich ihnen deshalb auch gnädig (nicht zuletzt auch
deshalb, da ich selbst anscheinend zeitweise dieses nächtliche Phänomen
aufweise.)
(Drei der insg. vier Spanier: Nane, Sebir, Strogoff und Abuelete )
>> Nachts im schaukelnden Stockbett, Figino, Schweiz
<<
Kopfleere.
Die über die gerade
erst entknoteten Ohrstöpsel in meine Ohren fließende Musik sorgt melodiös
dafür, sämtliche Gedankenströme in meinem ansonsten tadellos (Lüge^.^)
funktionierenden Gehirn auf Sparmodus zu reduzieren. Im ganz Speziellen ist
hierbei Musik gemeint, welche deutschsprachig seinen Weg vom Songwriter über
Tonstudio auf Youtube und zum guten Schluss in meinen MP3-Player beschritten
hat. Man möchte unbedingt etwas – seiner Ansicht nach Lohnenswertes – zu Blatt
bringen, schweift jedoch alle paar Takte mit seinem visuellen Sinn von der
Spitze des Bleistiftes, welche ursprünglich produktiv tätig werden wollte, ab
und widmet dafür um so mehr sein auditives Sinnesorgan den Lyrics zu, welche
gekonnt von Tönen umrahmt wurden, die sich harmonisch im Ganzen betrachtet zu
Melodien und Beats vereinen, die daraufhin dazu verleiten – nein beinahe dazu zwingen(!),
im schwungvollen Rhythmus den Kopf und zeitlich versetzt aber doch in einem
Takt, zu nicken, wippen, hämmern – nach Lust und Laute variiert das Ausmaß
dieser stereotypen Bewegungsmuster zwischen eben harmlosem Kopfwippen und
hemmungslosen Hämmern jeglicher körperfernen Bewegungsapparate auf die
erschrockene Unterlage, auf welcher man sich momentan befindet, bis auch der
letzte, einen aus dem Blickwinkel anglotzende (weil man ja nicht
offensichtlich glotzen mag, um ein Wirken als Stalker zu vermeiden) zufällig im
Bilde stehende aber an der Situation ansonsten völlig unbeteiligte
Nebendarsteller dieses gedanklichen Schaubildes, kopfschüttelnd sein Haupt von
einem wendet um demonstrativ anzudeuten, für wie
definitiv unangebracht er dieses verhaltenstechnisch kreative Ausbrechen aus seiner
hübsch angeordneten Normalität, hält.
Ganz falsche Fährte
lieber Herr Nebendarsteller – Sobald die Musik an ist und seine Klänge in dich injiziert,
gib verdammt nochmal ALLES! Punkt.
Sum 41 - Screaming Bloody Murder
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