...oder: warum man besser den Ratschlägen alter Campinghasen folgen sollte.
Das Aufbauen war easy. Während meine beiden Kollegen sowie die zehnköpfige Klasse
welche uns zuvor durch den 1. Teil der Operation: „Schluchtensteigwanderung“
gejagt hatte, sich noch lustige Duelle
mit ihren dickköpfigen Zelten lieferten, hatte mein nächtlicher Unterschlupf
sich bereits nach drei Minuten fest im Boden verankert. Mein Kunstwerk bestand
darin, eine Schnur zwischen einem Baum (tief) und einer Aluklappleiter (hoch)
zu spannen, darüber eine Plane zu schmeißen und diese an acht Enden mit
Häringen in den Boden zu rammen.
Während
ich dann beim gemütlichen, abendlichen Fressen Fassen mit der Gruppe zusammen
saß, bemerkte ich, als ich zufällig gerade nicht gierig meinen Kopf im Teller
Spaghetti versenkte, wie zwei ältere Herren vor meiner tollen Konstruktion Halt
machten und ratlos (oder fassungslos) ihre Köpfe schüttelten. Aus Angst ich
könnte ausversehen meinen Unterschlupf auf ihrem Grundstück geparkt haben, lief
ich zu ihnen und fragte höflich nach, ob mein Zelt sie etwa störe.
Sie
verneinten lachend und antworteten, sie haben sich nur nicht vorstellen können,
dass darin tatsächlich jemand nächtigen wolle.
„Nichrchrt
aainmaal aaine Aaingangstürchre chrat es! Da chron man joa raain schaauen!“
Schweizer.
Nach
gefühlt einer Stunde väterlicher Besorgnis und gut gemeinter Ratschläge – gerade
einmal 6°C bis 12°C solle es nachts geben, der Tau krieche sicherlich langsam
aber grausam durch die zarte Plane hindurch, fürchterlich frieren würde ich
ohne Eingangstüre, jaja…- brachte mir einer der beiden sogar noch eine weitere
Plane vorbei, welche ich zusätzlich über mein Quartier werfen solle und
wünschte mir eine angenehme Nacht. Ich legte die Plane fürsorglich zum Tarp.
Neben dran.
Mit anderthalb Metern Sicherheitsabstand dazwischen.
Kluge Idee.
Neben dran.
Mit anderthalb Metern Sicherheitsabstand dazwischen.
Kluge Idee.
Ich
muss dazu sagen, ich hatte für die Klassenreise absichtlich auf meinen
Winterschlafsack verzichtet und stattdessen eine Wolldecke mitgebracht, da ich
zwei Tage zuvor bereits mit dieser, im Freien auf einem Turm (andere Geschichte) mir die Nacht um die Ohren geschlagen hatte die Nacht verbracht hatte.
Ich
kuschle mich also rollmopsartig in den Schlafsackersatz ein, robbe wurmartig und leicht unbeholfen auf die Isomatte und höre den niedlichen Klängen Lil Johns & Crew, die sanft
aus den dünnen Wänden meines Nachbarzeltes durch die Dämmerung zu mir herüber
getragen…
Hip
Hop?! Scheiße ich hasse Hip Hop… und Stimmen die jede einzelne Zeile eines
Liedes laut kommentieren müssen… und Menschen die mit Glück beim Mitsingen
ungefähr so viele richtige Töne treffen wie ich beim Teebeutel-vom-Sofa-aus-in-den-Küchenkomposteimer-Werfen den WG-Küchenkomposteimer! (Gibt immer
bewundernswert schöne Schleifspuren an der sich dahinter befindenden
Fensterscheibe.) Und vor allem hasse ich es, wenn das Ganze exakt dann
passiert, wenn ich ermattet von den Strapazen des Tages schlicht und einfach NUR SCHLAFEN will!!
Irgendwie
muss ich es dann doch geschafft haben einzuschlafen, denn kurz nach Mitternacht
werde ich höchst unsanft zärtlichst von der heimlich in´s Zelt gekrochenen kalten Nachtluft wach
gerüttelt. Außerdem scheine ich mit dem Kopf bergab gelegen zu haben, denn
dieser fühlt sich dick, schwammig und in etwa so an, als wäre ich im Stehen
eingeschlafen.
Verkehrt
herum.
Also
meinen Rollmopsmöchtegernschlafsack und mich um 180 Grad gewendet, Augen zu und: "Go Schlaf!".
Das
nächste Mal werde ich vom Zittern meiner eigenen Beine wach gerüttelt, die sich
rebellisch unter der schützenden Decke hervor gekämpft hatten um sich an der
frischen Nachtluft zu laben.
Feine Sache.
Feine Sache.
Um
5.45 Uhr beschließe ich endlich, dass mein Körper genug Kalorien durch das sich inzwischen auf meine Zahnreihen ausgebreitete Zittern vergeudet hat und mache mich mit
zugequollenen Augen, schlurfend auf den Weg zu den Campingplatzduschen.
Ich
stehe also in der Duschkabine, freue mich schlotternd, dass die nasse Rettung
naht, drehe den Schalter auf seine höchste Wärmestufe und drücke auf den
„Beginn“ – Knopf.
Kalt.
Kalt.
Kalt.
Kalt.
Wtf?!
Nach
zehn Minuten erbarmt sich der Wasserstrahl immerhin zu einem Kalt–Lauwarm.
Lauwarm..Lauwarm..Lauwarm..
3x
muss ich den „Beginn“ – Knopf betätigen, der je 5 Minuten für Wasser sorgt, bis
endlich siedend heißes Wasser meinen Körper von seinem Eisskulptur-Zustand zu
erlösen beginnt.
Insgesamt
8 x drücke ich den Knopf zum Anschlag durch, bis ich endlich erschöpft behaupten kann: Welt, ich habe aufgehört zu zittern, jeah!
Nachdem
ich zurück in meine Klamotten geschlüpft war, hätten mich keine zehn LKWs mehr
zurück in das Tarp bekommen und so sank ich schlussendlich müde aber glücklich
- da ich die zwar warmen aber doch eher unbequemen Toilettennischen für
ungeeignet befunden hatte - mit einem (oder hunderten) tiefen Seufzern auf dem
Sofa im Gemeinschaftsraum, an welchem ich zufällig vorbei gestolpert war,
nieder.
Als
ich am selben Morgen (jedoch zu einer angenehmeren Uhrzeit) zurück auf den
eigentlichen Campingplatz trottete, hatte ich bald zwei durchaus belustigte
Gesichter vor mir stehen, denen ich auf ihre Frage, ob ich denn gut geschlafen habe,
geradeaus ein herzhaftes „NEIN!“ entgegen posaunte.
...und übrigens:
Learning by Burning!
Tarp-Aufbau-Versuch Nr. 2.
Ab dem 3. Tag hatte ich dann doch noch Zelteingangstüren.
Ab dem 3. Tag hatte ich dann doch noch Zelteingangstüren.
Rammstein - Halt
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