Freitag, 20. September 2013

Wer den Weg als sein Ziel ansieht..

..der läuft nicht in Gefahr sich zu verirren.

So da steh´ ich nun. Jegliche Orientierung ging bereits auf dem Hinweg zwischen mich attackierenden, kratzbürstigen Sträuchern und meinen extra atmungsaktiven Laufschuhen anschlürfendem Riedmoor, flöten. Wieso steh´ ich auf einmal im Wasser? Warum glotzt der Fuchs da mich so entgeistert an? Warum liegt hier Stroh rum? Ich könnte mir für nächstes Mal eventuell einen vagen Plan zurecht legen, der mich weise wie so ein Plan eben ist, bei erneutem Orientierungsverlust zum Ausgangspunkt zurück lotst und zwar bevor (ich wiederhole, bevor!) ich wie einst Hänsel und Gretel kopflos und tragischerweise auch noch ohne Brotkrumen (Gott steh mir bei!) in die Einöde los renne und am Ende bis zu den von angriffslustigen Brennnesseln penetrierten Waden verschwindend im gierig schmatzenden Moorast versinke. 

Wie ich da so sinnierend mit meinem erkorenen Sumpfloch zu homogenisieren beginne, fällt mir auf, dass ich anscheinend eine gern gesehene Zielscheibe für Mosquitos und Zecken darstelle, veranstalten diese doch gerade eine Happy Hour auf jenen entblößten Körperstellen, die noch nicht von einer dunklen Bräunung – des verflüssigten Bodenbelags her rührend – überzogen wurden. 
Laut Aussage eines Freundes brauchen Zecken bis zu 60 Minuten um sich – nachdem sie hüpfend, tollend, jauchzend jeden Quadratmillimeter Haut abgekrabbelt sind – schlussendlich mit einem Areal meines Fleisches zufrieden zu geben und dort ohne Begrüßung und Kundgebung ihres Vorhabens mich meines wallenden Blutes zu berauben! 
Mir verbleibt also noch eine geringe Schonfrist um A: von einem Geistesblitz getroffen (nur getroffen, nicht erschlagen) einer inneren Erleuchtung nach zu folgen welche mir zielgenau das Licht am Ende des Tunnels... äh des Waldes zeigt oder B: mit meiner abgelaufenen ADAC Kundenkarte die Schweizer Luftrettung zu ordern, auf dass diese mich per Seilzug aus meinem (mir inzwischen lieb gewonnenen) Sumpfloch heraus- und in die Lüfte befördert. Wollte ich eh immer schon mal ausprobieren, wenn auch unter anderen Umständen. 

Ich entschied mich – so verlockend A und B mir auch schienen – für Plan C, befreite mich demnach damenhaft wie nur irgend möglich (oder so galant wie eine auf dem Rücken liegende Schildkröte) aus der appetitlich-braunen Brühe und kam, nachdem ich wohl jegliche falsche Abzweigung genommen hatte die sich mir nur bot, wohlig duftend, ohne Sonnenbrand und selbstverständlich aus der richtigen Richtung wieder am Ausgangspunkt, der vor knapp zwei Stunden als gut befundenen Strecke, an.

..und übrigens:
Ich habe mich nicht verlaufen - mir war von vornherein klar, dass ich sobald ich mich auf den Weg mache, nicht mehr weiß wo ich bin.


Amorphis - The Wanderer

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