Dienstag, 25. Dezember 2012

Allein sein zu müssen ist das Schwerste..

..allein sein zu können, das Schönste.

Das flackernde Kerzenlicht auf ihrem Schreibtisch betrachtend sitzt sie dort am Fenster, leicht nach vorn gebeugt, mit einer Hand ihre warme Stirn stützend. Es ist Weihnachten. Juhu endlich. Die goldgelbe nach Bienenwachs duftende Kerte verbreitet einen wohlig warmen Schein vor ihr, scheint sie lächelnd umarmen zu wollen. Ist Weihnachten nicht toll?
Glücklich zufriedene Familien sitzen erst schmatzend und grunzend um den reichlich gedeckten Esstisch - dann voll Vorfreude, Sehnsucht und Gier um den Christbaum mit all den darunter ausgebreiteten bunten Geschenketürmen herum. Strahlende Kinderaugen. Erschöpfte Elternaugen. Schön.
Irgendwann beschließt sie, sich an des Kerzen Licht sattgesehen zu haben. Was tut sie hier?
Ihr MP3-Player spuckt ihr Meldodien entgegen welche zuvor feinsäuberlich in die Playlist manövriert wurden, bereit einmal mehr darin zu versinken, zusammen mit ihren Gedanken darin unter zu gehen. Weg zu gehen, weg von hier.
Die Lieder spiegeln wissend ihre Stimmung, nehmen sie mit auf ihre trostlose Reise. Leise ist sie ihnen dankbar. Sie packt sich warm ein und tritt hinaus auf die nur spärlich beleuchteten Straßen die mit an den Rändern der Trottoires stehenden Straßenlampen verziert, gegen die längst eingetretene Dunkelheit der Nacht zu protestieren scheinen. Sie mag diese Dunkelheit, doch heute wirkt sie seltsam bedrückend. Reibt ihr die Tatsache in´s Gesicht, dass sie für heute allein bleiben würde.
Sie läuft an geschmückten Häuserreihen vorbei und sieht unterschiedliche Varianten an Bildern von eben diesen in den Weihnachtsrausch verfallenen Familien. Stellt sich vor, nun dort bei ihnen sitzen zu dürfen. Glückseelig in familiärer Runde bei Früchtetee, vor Fett triefendem Braten und später kiloweise maßlos überzuckertem Gebäck. Schöner Traum. Entfernter Traum. Weit entfernt von der Realität und genau das jedes Jahr zur selben Zeit auf´s Neue.
"Wir haben an Weihnachten nunmal keine Zeit. Wir feiern eben später nach, ist doch nix dabei.." Doch ist es. Leer fühlt sich ihr tiefes Inneres an. Leer und trotzdem schwer. Ziellos tragen ihre Füße sie weiter durch die Nacht, während sie ein, zwei weiteren umher irrenden einsamen Seelen begegnet und ihnen im Vorbeigehen schöne Weihnachten wünscht. Heuchler. 
Ihr fällt diese Textzeile eines von einem Freund geschriebenen Liedes ein: "Baby would u please, please, please...could u take me in your arms?" Klasse Song.
Aber wir sind hier nicht bei "Wünsch dir was!". Die Wirklichkeit sieht manchmal eben weitaus anders aus. Hier draußen umarmt einen höchstens der eisige Wind mit seinen frostigen Armen, begleitet von einem bitteren Beigeschmack einsamer Traurigkeit, welche jeglichen Gedankengang einer fröhlichen Weihnacht bereits im kleinsten Keim des Wunsches vorzeiteig erstickt. 
Doch darf man sich überhaupt beschweren? Es sind nur Gefühle, eine bloße Sehnsucht nach Normalität, ausnahmsweise.
Sie hat einen Wohnsitzt, eine Familie, ein Bett. Sie muss weder hungern noch frieren. Sogar eine Monatskarte für den Bus besitzt sie.
Nur Zeit, Zeit haben sie eben nicht. Zeit, gemeinsam an Weihnachten zu feiern. Zeit, glücklich beisammen zu sitzen und das Fest der Liebe zu feiern. 
Ja, nur Zeit haben sie eben nicht. Fröhliche Weihnachten.

..und übrigens:
"Vergesst nicht, Kinder, dass es auch heute noch Menschen unter uns gibt, die ihre Weihnachtslieder selbst singen müssen."
(Autor unbekannt)

Realize the real lies

Vergeßt nicht, Kinder, daß es auch heute noch Menschen unter uns gibt, die ihre Weihnachtslieder selbst singen müssen.

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