Montag, 24. September 2012

Wenn ich mal groß bin..

..werde ich wahnsinnig. 

Busfahren ist eine herrliche Angelegenheit.
So kam ich kürzlich erst in den Genuss einer laut ausgeschriebenem Fahrplan 1 ½ Stunden andauernden Fahrt, in einem dieser höchstbequemen (da mit angetrockneten Kaugummis großzügig gepolsterten Sitzkissen, aufgewertet) und den Beinen Freiraum gebietenden – vorausgesetzt man behält seine Knie im 10° Winkel und 0,05mm von der Brust entfernt angezogen von der Brust entfernt – Zweierzellen aka Sitzbänke. Schön. Endlich abschalten. Tagträumen via Kopfkino.
Nur ungefähr zwei oder drei gedankliche Abschweifer später wurde ich jäh aus meiner gerade zu lilablassblauen Wattebauschs verpuffenden Traumwelt herausgerissen, durch ein schrilles, an die Sirenen von Odysseus nahe heran kommendes Geräusch, welches in seiner angsteinflößenden Schrecklichkeit noch Seinesgleichen sucht.
Anschwellend, abschwellend, anschwellend, abschwellend. Mal die hohe, mal die tiefere Variante..unaufhaltsam drängte sich dieses grausame Etwas von der sich direkt hinter mir befindenden Zweierzelle aus in meine erschrockenen Gehörgänge und zwang mich beinahe zu der Verwirklichung meiner Überlegung (letzterer Option) ob ich darüber heulen, oder schreiend den Bus durch eines der mit einem Nothammer sicherlich problemlos öffnenbaren Fensterscheiben verlassen sollte!
Wer es sich noch nicht denken kann, folgendes: Ein kleines Bettnässerchen hatte sich - seinen akustischen Protesten nach zu urteilen - unfreiwillig hinter mir nieder gelassen.
Beinahe engelsgleich hätte es dort mit seinen goldenen Löckchen stillschweigend wirken können ABER es hatte sich – wie wohl unschwer herauszulesen ist – für die Variante des trotzigen Kreischens entschieden. Bravo.
Hatte ich schon erwähnt, dass geplante Busfahrt 1 ½ Stunden meines Lebens beanspruchen würde? Das Herbeirufen dieser verlockenden Aussicht zauberte mir doch beinahe schon wieder ein Grinsen in mein zitronenähnlich verzogenes Gesicht, wehleidig und wohlwissend, dass ich diesen Bus wohl nur noch mit einem unvermeidlichen seelischen und psychischen Schaden verlassen würde.
Die Werte des Dezibel Messgerätes wären in dieser Situation übrigens überaus interessant zu erfahren gewesen, denn selbst die ohrenbetäubendste Lautstärke (ist das Ding noch legal?!) meines MP3-Players vermochte es nicht zu schaffen, es mit diesem alles andere als engelsgleichen Geschrei, klanglich aufzunehmen und als geeignete Bezeichnung für die Metalcore fabrizierende Band „Eskimo Callboy“ würde ich „still, leise, besänftigend…“ - und somit für das lautstärkliche Versagen als entschuldigbar durchgehend - nun wirklich nicht gerade ansehen.
Nach verzweifeltem Zureden, Bitten, Betteln und Flehen des vor Überforderung schweißgebadeten Vaters, hatte leider Gottes – hoooch – auch dieses klangliche Vergnügen - eine weitere Grenzerfahrung erlebt zu haben stimmt mich doch glatt wieder dankbar (hust) - ein abruptes Ende und ich durfte mich seelenruhig wieder den über alle Maßen interessanten Gesprächsthemen der sich vor mir platzierten Rentnergruppe hingebungsvoll lauschend, widmen, wodurch ich weltbewegende Informationen zur Thematik „Seniorensport“ erfahren durfte.
Busfahren ist herrlich!

und übrigens:
Willkommen im falschen Film!


Eskimo Callboy - 5$ Bitchcore

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