Sonntag, 7. Oktober 2012

Manche Arbeiten muss man dutzende Male verschieben..

..bevor man sie endgültig vergisst.



Seit gut einem Monat darf ich mich nun bereits schon zu dem Volke der arbeitsuchenden Sippe – nennt man es „arbeitslos“ wird man ja gleich schräg angesehen – zählen und gehe den damit verbundenen Aufgaben selbstverständlich innbrünstig, pflichtbewusst und mit größter Sorgfalt nach. Soll heißen: ich tue nichts.

Pünktlich um 11.00 Uhr morgens, wenn manch eines Frühschicht sich bereits dem Feierabendgong zuneigt, begebe ich mich schlaftrunken und mehr stolpernd als schlurfend in´ s Badezimmer (Vorteil: um diese Uhrzeit hat sich der gewohnte Kampf um eben dieses, bereits ausgekämpft und ich brauche kein monoton lauter werdendes an-die-Tür-Gehämmer meiner Mitbewohner bis die Türe aus seinen Angeln richtung Badewanne schießt, mehr zu befürchten) und stelle mir noch während ich mir im Halbschlaf vor dem Spiegel meine Zahnreihen und obendrauf gleich noch Teile meiner Gesichtspartie dazu schrubbe (wie kommt die gottverdammte Zahnpasta in mein Ohr?!), die aufregende Frage aller Fragen: „Mit welcher sinnvollen Beschäftigung fütterst du heute deinen Tagesablauf?“ ..und immer wieder auf´ s Neue spannend, antwortet mir mein gelangweiltes Spiegelbild mit: „Nichts“.

Während meinem letzten Job dachte ich mir noch „Mädel, du bist kaffeesüchtig. Was da durch das An- und Ausknipsen der altertümlichen Kaffeemaschine für eine Stromrechnung auf dich zumarschiert kommt, da gnade dir Gott.“
Inzwischen hat sich das gelegt. Ich lasse die Kaffeemaschine ganz einfach von morgens bis abends durch laufen und schmeiße nur noch ab und zu etwas Kaffeepulver hinterher (und Wasser, wenn die Maschine mal wieder meint allzu herzzerreißend krächzende Geräusche von sich geben zu müssen).
Ich nestle noch an dem Plan, in einen Kaffeetank zu investieren. Der würde sich herrlich in meinem Garten machen, Blumen werden heutzutage auch völlig überbewertet.

Meine Tage sind jedoch durchaus abwechslungsreich und mit einigen wählbaren Optionen ausgeschmückt. Während das Grundgerüst aus: Bett – Kaffee- Sofa –Kaffee – Essen – Kaffee – Computer – Kaffee – Essen – Bett (…) besteht, schiebe ich dann und wann je nach körperlicher und geistiger Verfassung, eine der spannend-vielfältigen Optionen dazwischen wie: Kaffee ohne Milch, Sofa kombiniert mit Essen (ganz schön waghalsig!), Essen kombiniert mit Kaffee oder sogar – wenn mich der Energieschub packt – Bett kombiniert mit Essen, Kaffee mit Milch UND Tee auf einmal! Da soll nochmal jemand sagen, ich hätte kein aufregendes Leben!

Gut okay, ganz so entartet sieht meine Realität zum Glück dann noch nicht aus. Mein Beziehungsstatus in Bezug auf Natur&Musik hat sich immerhin beispielsweise deutlich intensiviert, nun wo ich doch massenhaft Zeit tot zu prügeln habe. Meine Beziehung zum Feiern dahingegen leider auch. Das ist keineswegs immerzu von Vorteil, wird/werden schließlich
1. das Portmonaie immer depressiver,
2. die Regenerierungsphasen immer länger und
3. der Körper...naja schöner wird er von Alkohol und durchzechten Nächten jedenfalls nicht. 
Seltsam, dass ich beim Vortragen eben genannten Problems nie auch nur ansatzsweise das kleineste Fünkchen Mitleid spüre, wenn meine Freunde mir daraufhin Sätze entgegnen wie: „Ach du armes Ding, musst die ganze Zeit über feiern gehen, is´ ja schrecklich!“ Meinen die etwa es sei leicht, eine nicht geöffnete und zum Verweilen einladende Studentenkneipe zu finden in einer von Studenten überfluteten Stadt wie der meinen?

..und übrigens:
Solange mein Chef so tut, als würde er mich richtig bezahlen,
solange tue ich so, als würde ich richtig arbeiten.


SDP - Anfang Anzufangen


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