Samstag, 27. Oktober 2012

nachts..

..ist es kälter als Draußen.

Wenn einen tief nachts die Reiselust aus der Haustüre schmeißt und man schnurstracks den - zu dessen unglaublich großer Freude - auf dem Privatparkplatz des Nachbarn schlummernden und durch die außerordentlich konsequent eingehaltene Verweigerung jeglicher Pflege knusprig-rostig verwesenden, mit vier mehr oder weniger (eher weniger) TÜV-zulässigen Reifen bestückten Fahruntersatz (auch Auto genannt) zur Ausfahrt zwingt, kann dies in vollsten Zügen genossen werden (wenn folgende Voraussetzungen geboten sind):

1. Ein Sich an einen heftenden und von allen Seiten auf einen einschlagender Nebel, welcher sich in seiner herrlich mikrotröpfchenförmigen Konsistenz hartnäckig auf der gesammten Frontscheibe festkrallt um dort zu demonstrieren, welch wunderbar matt-trübe Brühe er doch ist.

2. Scheibenwischer deren Bestimmung ((das Sauberhalten der sich unter ihnen befindenden und mit einer meterhohen Schicht aus vermodernden Blättern (Frage: sollte ich meinen Komposthaufen nicht einfach vollständig auf die Frontscheibe verlegen?) und sich als ausgezeichneten Klebstoff erweisender Nebeldunst bedeckten Fensterscheibe)) ihnen nicht bewusst zu sein scheint. Denen ist es relativ egal, ob man den Scheibenwischerbetätigungshebel (schönes Wort =) bis runter zu den Fußmatten durchdrückt, wo sie bei der Gelegenheit gerade auch noch ein Pläuschchen mit den - seit letztem Festivalbesuch gleichermaßen schlammverkrusteten - Fußpedalen halten können. Die kompostähnelnde Schicht schiebt sich gelangweilt zwei cm nach links und wieder zwei cm nach rechts. Dann drei cm nach links und von dort aus wieder brav  in die Mitte zurück. Ganz schön träges Pack, das dazu gleichzeitig schleimige Striemen zur Verzierung (?) hinter sich her zieht...das nenne ich kunstbegabten Fensterbelag!

3. Entgegen preschende weitere Kraftfahrzeuge welche liebendgerne - pistenunabhängig - Flutlicht spielen und einem die tadellose Effektivität ihres Fernlichtes möglichst ausgiebig präsentieren wollen, indem sie es ganz einfach so lange in das Sichtfeld ihres Gegenübers lenken, bis dieser von deren Schönheit erblindet ist. Dann erst sonnen sie sich in dieser Bestätigung und jagen der nächsten, von dieser blendenden Schönheit noch nichts ahnenden rollenden Blechkutsche hinterher.

4. LKWs die den Mittelstreifen der Straße für überflüssig halten und von wohl englischen Trieben geleitet, zur neben ihnen verlaufenden, ach so charmanter wirkenden Fahrspur hingezogen werden um unter Beweis zu stellen, dass seine Fahrstunden wirksam waren und er nun tatsächlich im Besitz des Fachwissens ist, dass weis reflektierende Streifen zum Darauffahren gedacht sind. Tolles Gefühl, wenn ein solches Koloss mit 80 Sachen aus der Dunkelheit heraus auf einen zugebrettert kommt.

5. Was ebenfalls eine außerordentlich hohe Anzahl an Glücksgefühlen auslösende Szene darstellt, sind die verschiedenen Einsiedler des Waldes, die seltsamerweise immer nachts das Bedürfnis verspüren, eine Nahtoterfahrung zu erleben, indem sie Grüppchenweise von einer Straßenseite zur anderen hüpfen, bis ein tief nachts von der Reiselust zur Haustüre Hinausgeschmissener ihnen diesen Wunsch erfüllt und für abstrakte Kustwerke auf der Straße sorgt. Vielleicht irre ich mich aber auch und Rehe, Schweine, Igel und sonstiges Kleinvieh besitzen nur ein verstärkt ausgeprägtes Verlangen für das Eingehen auf Mutproben, so nach dem Motto: "Wer überlebt gewinnt die Ehre und wenn beide draufgehen zählt eben derjenige als Gewinner, der seine Gedärme kreativer auf der Straße verteilt hat." Aber wie gesagt, ich kann mich auch irren.

6. Fast hätt ich´s vergessen! Absolut unverzichtbar ist die permanente Anwesenheit einer Wespe oder Biene im Innenraum der rollenden Blechkutsche. Lieblich surrt sie in ihrem Streben nach Freiheit durch die Lüfte, spielt ein bisschen Ping-Pong mit Fensterscheibe und Kopf und da sonst niemand mit seiner Anwesenheit glänzt um den Fahrer zu unterhalten, fühlt sie sich eben dazu bestimmt, diese verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen. Und wie gut sie diese erfüllt! Äußerst lobensert!
In größter Präzision startet sie ihr Unterhaltungsprogramm stets in instimster Nähe des am Lenkrad klebenden Fahrers, indem sie sich beispielsweiseh freundschaftlich auf der Schulter des Fahrers platziert, um stillschweigend in trauter Zweiseamkeit das romantische Hin- und Her-Geschiebe des Komposthaufens auf der Windschutzscheibe zu betrachten.
Da kommt Freude auf!

..und übrigens:
"Guck mal ob mein Blinker geht!"
"Geht, geht nicht, geht..."




Ohrbooten - Autobahn

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