Freitag, 2. November 2012

Ein Gitarrist kommt nie zu spät..

..ebensowenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wann er es beabsichtigt.

In Zeilen schreibe ich meine Gefühle nieder und umrahme diese klanglich mit den Melodien meiner aufgewühlten Seele. In solchen Momenten bin nicht ich es die schreibt, es sind meine Gedanken - ich halte nur den Stift in der Hand. 
Es sind besondere Momente, selten. Gefühlt wie ein einsamer Punkt im Universum, alleine sinnierend im Raum der Zeit, schön.
Tatsächlich schön, ganz gleich von welcher Stimmung der Moment gezeichnet und begleitet ist, denn er ist so unglaublich intensiv. 
Meine Augen sind blind für die mich umhüllende kalte Welt, denn meine Aufmerksamkeit gehört einzig und allein der nass-glänzenden Tinte die dort in gleichmäßigen, gezielt angesetzten Richtungen auf das langsam vor mir aufblühende Blatt fließt, mich an sie fesselt und voller Emotionen bestückt mit sich reißt.

Später, wenn Worte dann beginnen in Tönen, Sätze in ganzen Riffs zu verschwinden - nein falsch, viel mehr von ihnen sanft wie auf Händen getragen zu werden um erneut zu sprechen zu beginnen, ist es genau diese Bindung, welche es vermag mich jeder Zeit wieder und immer wieder diesen einen Moment der unglaublichen Intensität spüren zu lassen.
Ein Lied muss nicht schön sein, nicht für irgendjemanden, nicht einmal für mich. Es muss perfekt sein, für mich, denn Perfektion bedeutet in diesem Sinne nicht die Schönheit wie sie definiert wird von Menschen, welche meist nicht viel von ihr verstehen. Perfektion bedeutet für mich, dass das Lied mich exakt das spüren und in mir aufleben lässt, was ich zu diesem Zeitpunkt gespürt habe, als mein Innerstes in Form roher Tinte auf dem Blatt verlaufen- und unwiederruflich als Momentaufnahme meiner Gedanken eingetrocknet war. 
Es ist absolut unbedeutsam, ob irgendwer dann noch seine Unzufriedenheit dazu äußert, denn das Lied kann dann nicht mehr perfekt werden wenn es fertig komponiert ist - es ist es schon. Und nur für mich.

..und übrigens:
 Du musst nicht singen können. Die gespielten Töne können noch so schräg sein. Das Englisch grammatikalisch zum Heulen. Strophe, Bridge, Refrain, Intro, Outro..völlig sinnfrei aneinandergereiht. Auch wenn die Kritiker ausnahmslos dein Lied verurteilen - sobald du durch eben dieses Lied deine eigene Seele wiedererkennst, wütend, traurig, glücklich oder wie auch immer, dein eigenes Ich in ihm zu erkennen, erneut zu erleben schaffst, ist es perfekt.

Tiemo Hauer - Ehrlich Glücklich
 

3 Kommentare:

  1. Ein Lied, das beim Klang des ersten Tones schon dieses Gefühl, diese obligatorische Gänsehaut hervorruft. Du wirst ganz andächtig, hältst den Atem an, bis zum letzten Ton.
    Und dann gibt es die, die es nicht spüren. Die dich einfach ansprechen. Die es mittendrin leiser drehen oder gar ausmachen.
    Musik ist und bleibt etwas ganz Besonderes!
    Danke für deinen wirklich passenden, schönen Text dazu! :)

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  2. hey, schreibst du auch selbst Lieder? Jedenfalls verdammt schön zu wissen, dass es Menschen gibt die verstehen um was es geht! : )

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  3. Ob in der Musik oder in Geschriebenem, es ist immer dieser Moment den du so trefflich beschreibst! Dieser Moment, den dir niemand nehmen kann... Danke!

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