Ursprünglich hatte das Motto meiner
7-tägigen Tour wie folgend heißen sollen: „Wenn man nicht weiß wohin man fährt,
kann man sich auch nicht verfahren.“ Da ich nun inzwischen allerdings doch noch
in die Puschen gekommen bin und ein paar Jugendherbergen mit meiner baldigen
Ankunft gedroht hatte, musste ich ein neues Motto auftreiben und welches würde
sich da besser eignen, als das naiv-optimistische Ebenbild meiner selbst: „Ohne
Orientierungssinn bekommt man mehr zu sehen.“ (Gelesen, für gut befunden, geklaut).
Mit der Planung ist es doch wie mit
den Gesetzen – dafür da, dass man sich
in aller Inkonsequenz nicht daran hält. Um spätestens 8.°°Uhr morgens war
vorgesehen, dass ich mich auf meinen – zu dem Zeitpunkt noch bequemen - Sattel
setze und gen Süden von Dannen rolle.. Eine geschlagene Stunde später war
genannter Vorsatz hinüber. Nachdem ich kurzfristig und grummelnd im
Frühaufsteherladen um die Ecke eine neue Speicherkarte – welcher ich am Vortag herrlicherweise scheinbar das
Leben ausgehaucht hatte, wie auch immer das passieren konnte - für meine Kamera ergattert und mein Nachbar
seine männlichen Vorteile zum Einsatz gebracht- und mit Leibeskräften an den
Befestigungsschnüren meiner Gepäckrolle Krafttraining ausgeübt hatte, war
endlich, wenn auch etwas verspätet, der Moment gekommen in dem ich meinen
rechten Fuß (im Schwabenland heißt das Fuß, nicht Bein!) über die zum Glück
tiefer gelegte Sitzbank schwang, den dezent eingerosteten- und durch gewaltvolles
Herumstochern in der Zündung, etwas von seiner Ursprungsform abweichenden
Schlüssel im Schloss rotieren ließ und ich durch die idiotensichere Betätigung
eines Druckknopfes meinen heißgeliebten Viertakter-Bass hervor zauberte.
(kleiner Abstecher auf den Splügen Pass, Schweiz)
Ein alles in allem sehr gelungenen
Tag, der unter anderem an der Viamala-Schlucht vorbei, den Splügen-Pass rauf
und runter und das Selbe beim San Bernardino-Pass (weil man einfach nicht genug
davon bekommt) geführt hatte. Auf letzterem wurde ich von einem Rudel
Gleichgesinnter angequatscht, was damit endete, dass ich mich ihnen für die
Abfahrt anschloss (endlich jemand der mich dazu zwang, mein übliches
durch-die-Kehren-kriech-Muster zu beerdigen und von meiner inzwischen offenen
PS-Zahl Gebrauch zu machen) und sogar das verlockende Angebot bekam, mich in
ihrem gemieteten Ferienhaus (mit Pool! Wie sie immer wieder zu betonen wussten…aber
für was denn bitte dieses künstliche Chlorgebräu, wenn 500m weiter abwärts, der
Lago Maggiore vor sich hintümpelt?) einzuquartieren um ihre Männergespräche bei
Bier und Grillgut etwas durch meinen niveaulosen Frauentratsch aufzuwerten.
Okay, das mit dem Frauentratsch entspricht nicht allzusehr der Realität. Würde
mein Stimmorgan eine Oktave tiefer ausfallen, könnte man bezüglich meiner wohl
gewählten und stets unverwerflichen (hust) Gesprächsthemen glatt darauf
schließen, einen Mann vor sich zu haben, der die Bedeutung des Wortes „Niveau“
bisher lediglich mit dem blau-weißen Deckel der Niveacréme verbunden hat.
Naja kurzum, die Kontaktdaten sind
ausgetauscht und für die nächste südliche Tour bin ich hoffentlich schon fest
als weiblicher (eben mehr oder weniger) Teil ihres Rudels, eingeplant.
(Lunchtime auf dem San Bernardino Pass)
6 ½ Stunden hatte mein Hinterteil auf
meinem rollenden Untersatz still zu sitzen, bis das erste Ziel erreicht war
(allerdings mehr durch Zufall als durch meine Fachkompetenz bezüglich der
Thematik „Wie lese und verstehe ich eine Landkarte?“). Nachdem ich etwas
planlos in der inzwischen sengenden Hitze (das Stichwort „Lederkombi“ sagt dazu
alles) umhergeirrt war, nach dem Zufallsprinzip ein paar Mal links- und ein andere
paar Male rechts abgebogen war, stand ich völlig unvermittelt plötzlich vor
einem Ortsschild, welches mir mein heiß ersehntes Ziel „Figino“ verhieß.
Eingecheckt, aus der vor Schweiß nahezu triefenden Moped-Kombi gekrochen, Badedress
an – und ab zum Luganer See!
(Luganersee in Figino, Schweiz)
Punkreas - Sosta
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