Dienstag, 14. August 2012

Figino, Schweiz 31.7.12

Ursprünglich hatte das Motto meiner 7-tägigen Tour wie folgend heißen sollen: „Wenn man nicht weiß wohin man fährt, kann man sich auch nicht verfahren.“ Da ich nun inzwischen allerdings doch noch in die Puschen gekommen bin und ein paar Jugendherbergen mit meiner baldigen Ankunft gedroht hatte, musste ich ein neues Motto auftreiben und welches würde sich da besser eignen, als das naiv-optimistische Ebenbild meiner selbst: „Ohne Orientierungssinn bekommt man mehr zu sehen.“ (Gelesen, für gut befunden, geklaut).

Mit der Planung ist es doch wie mit den Gesetzen –  dafür da, dass man sich in aller Inkonsequenz nicht daran hält. Um spätestens 8.°°Uhr morgens war vorgesehen, dass ich mich auf meinen – zu dem Zeitpunkt noch bequemen - Sattel setze und gen Süden von Dannen rolle.. Eine geschlagene Stunde später war genannter Vorsatz hinüber. Nachdem ich kurzfristig und grummelnd im Frühaufsteherladen um die Ecke eine neue Speicherkarte – welcher  ich am Vortag herrlicherweise scheinbar das Leben ausgehaucht hatte, wie auch immer das passieren konnte -  für meine Kamera ergattert und mein Nachbar seine männlichen Vorteile zum Einsatz gebracht- und mit Leibeskräften an den Befestigungsschnüren meiner Gepäckrolle Krafttraining ausgeübt hatte, war endlich, wenn auch etwas verspätet, der Moment gekommen in dem ich meinen rechten Fuß (im Schwabenland heißt das Fuß, nicht Bein!) über die zum Glück tiefer gelegte Sitzbank schwang, den dezent eingerosteten- und durch gewaltvolles Herumstochern in der Zündung, etwas von seiner Ursprungsform abweichenden Schlüssel im Schloss rotieren ließ und ich durch die idiotensichere Betätigung eines Druckknopfes meinen heißgeliebten Viertakter-Bass hervor zauberte.

 
(kleiner Abstecher auf den Splügen Pass, Schweiz)


Ein alles in allem sehr gelungenen Tag, der unter anderem an der Viamala-Schlucht vorbei, den Splügen-Pass rauf und runter und das Selbe beim San Bernardino-Pass (weil man einfach nicht genug davon bekommt) geführt hatte. Auf letzterem wurde ich von einem Rudel Gleichgesinnter angequatscht, was damit endete, dass ich mich ihnen für die Abfahrt anschloss (endlich jemand der mich dazu zwang, mein übliches durch-die-Kehren-kriech-Muster zu beerdigen und von meiner inzwischen offenen PS-Zahl Gebrauch zu machen) und sogar das verlockende Angebot bekam, mich in ihrem gemieteten Ferienhaus (mit Pool! Wie sie immer wieder zu betonen wussten…aber für was denn bitte dieses künstliche Chlorgebräu, wenn 500m weiter abwärts, der Lago Maggiore vor sich hintümpelt?) einzuquartieren um ihre Männergespräche bei Bier und Grillgut etwas durch meinen niveaulosen Frauentratsch aufzuwerten. Okay, das mit dem Frauentratsch entspricht nicht allzusehr der Realität. Würde mein Stimmorgan eine Oktave tiefer ausfallen, könnte man bezüglich meiner wohl gewählten und stets unverwerflichen (hust) Gesprächsthemen glatt darauf schließen, einen Mann vor sich zu haben, der die Bedeutung des Wortes „Niveau“ bisher lediglich mit dem blau-weißen Deckel der Niveacréme verbunden hat.
Naja kurzum, die Kontaktdaten sind ausgetauscht und für die nächste südliche Tour bin ich hoffentlich schon fest als weiblicher (eben mehr oder weniger) Teil ihres Rudels, eingeplant.

(Lunchtime auf dem San Bernardino Pass)


6 ½ Stunden hatte mein Hinterteil auf meinem rollenden Untersatz still zu sitzen, bis das erste Ziel erreicht war (allerdings mehr durch Zufall als durch meine Fachkompetenz bezüglich der Thematik „Wie lese und verstehe ich eine Landkarte?“). Nachdem ich etwas planlos in der inzwischen sengenden Hitze (das Stichwort „Lederkombi“ sagt dazu alles) umhergeirrt war, nach dem Zufallsprinzip ein paar Mal links- und ein andere paar Male rechts abgebogen war, stand ich völlig unvermittelt plötzlich vor einem Ortsschild, welches mir mein heiß ersehntes Ziel „Figino“ verhieß. Eingecheckt, aus der vor Schweiß nahezu triefenden Moped-Kombi gekrochen, Badedress an – und ab zum Luganer See!

 (Luganersee in Figino, Schweiz)

Punkreas - Sosta


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