Dienstag, 21. August 2012

Wenn man 4 Buchstaben bei MAMA ändert..

..dann heißt es BIER.

Festival oder:
Irgendwann war die Palette leer - und ich voll.

Ach, wie ich diesen gesunden Lebensstil vermisst habe. Wir haben uns generationentechnisch in sofern weiter entwickelt, als wir uns nicht mehr von Luft und Liebe ernähren müssen, wie dies vor ca. 40 Jahren auf dem guten alten und legendären Woodstockfestival so üblich war, wobei ich bei "Luft und Liebe" beim besten Willen weder Marijuana, Hasch, noch sonstige gewollt-gehirnfunktionenvernebelnde Nahrungsersetzer zwischen den Zeilen heraus ausfindig machen kann.
Ich stelle mir das im Rückblick etwa so vor, wie bei einem vor längerem aufgegriffenen Artikel über ein in Flammen geratenes Hanffeld, welches beim Versuch, das lodernde Feuer per manuellen Wasserangriff zu bekämpfen, jeglichen sich im dienstlichen Einsatz befindenden Feuerwehrmann in eine Dröhnung der Superlative katapultierte, aufgrund der über dem Hanffeld zusammengebrauten Delirium verheißenden Rauchwolke, die vermutlich sogar der intelligentesten Atemschutzmaske und dem Botox-verhärtesten Gesicht ein High-Grinsen auf die Lippen gepinselt hätte. Nur dass sich unter beschriebener Drogenwolke des Woodstockfestivals keine Löschmännchen, sondern ein Haufen nackter, zu den gediegenen Klängen des auf seiner E-Gitarre schreddernden Jimi Hendrix tanzender, sich freudig im Schlamm suhlender Menschenhaufen herumtrieb. 

Doch zurück in die Gegenwart, die Packliste sieht doch ein jedes Mal gleichermaßen ausgeprägt aus:

1. Dosenbierpaletten (Pfandfrei!)
2. Klopapier *
3. Raviolidosen **
4. Zelt ***

* Bestenfalls vakuumdicht verpackt, da am Ende so oder so alles im - im Normalfall nicht unbedingt trockenen - Matsch auf Tauchgang geht.


** Unbedingt mit aufziehbarem Verschluss! Dosenöffner werden entweder zuverlässig daheim auf dem Küchentisch vergessen oder brechen beim ersten Versuch der Benutzung, in ihre chinesischen Einzelteile auseinander.

*** Optimal hierbei ist das HochPuffundAuf-Wurfzelt. Weshalb? Folgende Situation:
Man kommt schnaufend auf dem Gelände an, strampelt sich den 50 Liter Rucksack vom Rücken und dann folgt, zur Feier der eigenen Ankunft ersteinmal das Öffnen der ersten Dose Bier. Nach Konsumierung dieser, muss selbstverständlich sofort die zweite Dose folgen, da man gerade seine Zeltnachbarn kennengelernt hat und natürlich nicht unhöflich erscheinen- und sie mit dem Ablehnen des freundschaftlichen Anstoßens, vor den Kopf stoßen möchte. Gleich darauf fällt allgemein auf, dass der präsente Pegelunterschied in diesem Ausmaß absolut inakzeptabel ist und keinstenfalls in dieser enormen Form bestehen bleiben darf. (Unvorstellbar, was dies für Auswirkungen auf die gesamten anstehenden Festivaltage haben könnte!) also wird kurzerhand die dritte Dose aus seinem sowieso unter diesen (und allen anderen) Umständen viel zu stickigen Milieu, der Palette, befreit und in den unendlichen Weiten des menschlichen Schlundes versenkt. "Lasset das Bier atmen, Amen!" Tja und wie man das so von Mutti gelernt hat, muss, wie man zu Tische leer isst, eben hierzulande leer getrunken werden (als ob sich eine Palette sonderlich von einem handelsüblichen Teller unterscheiden würde, pah) um brav wie wir sind, zumindest dieses eingehämmerte Erziehungsdogma guten Gewissens umzusetzen. Mutti is stolz.
Gut, die Palette ist nun also leer - und wir voll. Zwei Erfolge, auf die man eigentlich bereits schon wieder mit gutem Grunde anstoßen könnte..wäre da nicht das Zelt. Schön verpackt, im originalgetreuen Zustand an den Rückspannern des im Staub zwischengeparkten Rucksackes. Dort hängt es zwar gut aber von selbst baut  sich die nächtliche Ausnüchterungszelle auch nicht auf. Die Zeltplanen werden also kunstvoll zwischen sich herumlümmelnden Ravioliüberresten vom Vortag und bis in´s Unkenntliche zerknautschten Bierdosen (deshalb pfandfrei!) ausgebreitet, die Zeltstangen, welche inzwischen in doppelter Ausfertigung vor dem eigenen Blickfeld herumschwanken wahllos im Erdboden versenkt und zur Krönung des ganzen, ein paar Streifen Panzertape hier und da sinnlos nebenan auf den Boden gelegt. Fertig. Oder zumindest ist das Revier nun markiert durch die kreativ aber sinnfrei am Boden liegende Plastik.
"Tja Leute, dann machen wir eben die paar Tage durch oder lassen uns jeden Tag in ein anderes Zelt fallen, mit Insassen, die noch betrunkener sind als wir und das nicht mehr realisieren."
An dieser Stelle ein Hoch auf das Wurfzelt!



Mist, ganz schön weit vom Thema abgeschweift.. Ursprünglich wollte ich hier auf virtuellem Raume, in die geheimnisvolle Welt, der unsere Gesundheit fördernden Nebenwirkungen des typischen Festivals einweihen, also - Klappe die Erste:

1. Laut ärztlicher Empfehlung sollen wir täglich bis zu 2 1/2 Liter Flüssigkeit in uns hineintrichtern. Nichts leichter als das. Der gute alte Hopfentee aka Bier lässt uns über diesen Maßstab um ein Vielfaches hinausschießen und was sich ein Naturgebräu nennt, kann nicht schlecht sein.

2. Der zäh- oder auch dünnflüssige goldbraun-schimmernde Schlamm gehört zum Festival dazu, beinahe wie das Dosenbier. Rümpft manch einer noch auf dem Weg zur Arbeit stampfend, seine Nase sobald der frisch lackierte Schuh sich mal wieder in eine Schlammgrube verirrt, so fängt dieser Jemand nun an, im Slalom von Pfütze zu Pfütze zu tollen, damit um Gottes Willen auch ja keines dieser naturgegebenen (und naturtrüben) Plantschbecken auf seinem Weg verkümmern muss, indem er sich nicht freudig darin herumwälzt. Richtig so, denn was in Kosmetik Boutiquen übertrieben teuer zum Verkauf offen steht, gibt´s hier gratis. Schlammmaske aufgetragen und über die verjüngt-zarte Haut freuen.


3. Hat man das Glück, next to einem See campieren zu dürfen, darf sich gleich doppelt glücklich geschätzt werden. Zum einen kann man sich der nach einiger Zeit bröselig werdenden Schlammkurschicht entledigen und kommt zum anderen parallel hierzu in den Genuss des höchstwahrscheinlich inzwischen durch die Entleerung einiger strapazierten Blasen um 10% gestiegenen Wasserpegels. Unhygienisch? Kaum. Urin fördert laut Studien die Abwehrkräfte des Körpers und wirkt nebenbei desinfizierend. Eine Gesundheitsquelle á la Mutter Natur.


4. Nun betrachten wir einmal die Thematik "Nahrungsaufnahme".
Es ist vielleicht noch nicht allgemein bekannt aber es bleibt durchaus nicht folgenlos, wenn wir unsere Raviolidosen zum Fußballersatz umfunktionieren. Durch die wie auch immer entstandenen Dellen und Schrammen im Blech, löst sich im Innenleben erwähnter Raviolidose förmlich der Putz von der Wand. Wenn man sich nur lange genug einredet, dass dieser Putz unter anderem auch Eisen beinhaltet, so kann man auch diese Variante der Eisenanreicherung als gesund ansehen.

5. Und dann gibt´s da ja noch die vom Heilpraktiker hoch angepriesene Schwitzkur. Es ist erst viertel nach Sieben, eine Zeit zu der man sich daheim normalerweise noch schlummernd und von glücklichen Murmeltieren auf der Blumenwiese träumend, im Bett umherwälzt. Man öffnet seine attraktiv rot glänzenden Augen und der erste Gedankengang, den das noch leicht betäubte Gehirn betätigt, schreit dir schrilltönig die Worte "RAUS HIER!" entgegen und da es nicht in der Absicht liegt, den Hitzetod zu erleiden, hört man ausnahmsweise einmal auf seinen Verstand und stürzt sich hechelnd aus seinem in der Sonne schmelzenden Zelt heraus - ich bemerke: um viertel nach Sieben!
Ähnliche Tortur erwartet einen vor der Konzertbühne. Links, rechts, vorne, hinten und teilweise über sich, drängen großzügig schweißabsondernde Skulpturen sich von einem Milimeter zum anderen um irgendwann genau den perfekten Milimeter zu finden, der einem sympathiebedingt am meisten zuspricht. Spart euch das Geld für Saunen- und Dampfgrottenbesuche, hier habt ihr beides gleichzeitig und dürft euch dazu noch an vielen, die psychische Gesundheit aufwertenden Kuscheleinheiten, erfreuen.

Resümee:
Wir brauchen uns kein schlechtes Gewissen einzureden, wenn wir unsere wehr- und machtlosen Körperruinen mal wieder auf eines der zahlreich über den Kalender verstreuten Festivals zerren. Wir tun ihm - wie ich hoffentlich ausführlich genug erörtert habe - einen großen Gefallen damit und Sorgen macht man sich schließlich schon genug im Leben.

und übrigens:
Nein Mutti, das ist nicht zu viel Bier für EIN Festival.. 

Rock im Park 2009 - Schlammschwimmer an der Center Stage

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