Dienstag, 14. August 2012

Rückfahrt nach Deutschland, 7.8.12


Ein letztes Mal noch nehme ich den bereits vor in Worten gepackten Erzählungen überquellenden Tourblock zur Hand, um die Nachwelt an meiner Art (Leute mal ehrlich, habt ihr nichts besseres zu tun, als euch mein Geschwafel hier reinzuziehn? ;P), das Leben auszukosten, teilhaben zu lassen.
Menschenunwürdige 9 ½ Stunden dieses Lebens spendete ich der Rückreise von Figino, Richtung „Nach Hause“. (Wie sehr ich mir doch zeitweise ein Straßenschild gewünscht hätte, auf welchem die Worte „Nach Hause“ zu lesen gewesen wären, am besten mit knallig-farbigen Luftballons verziert und einer in Klammern darunter gesetzten „Bitte hier fahren!“ Notiz. Aber nein, nicht einmal das kann man von der österreichischen Straßenverkehrsbeauftragten GmbH erwarten.) Mein Dekubitus hat sich wahrscheinlich längs zu einer ausgeprägten Nekrose weiterentwickelt, nächstes Mal wird eine Tüte Wattebauschs oder Marshmellows auf die Sitzbank gespannt, basta!
Dafür hatte sich die Fahrt durch die Schweiz, in welcher ich jegliche Strecken über die chronisch gerade verlaufende Autobahn erfolgreich zu umfahren gewusst hatte, um´s doppelt- und dreifache gelohnt (Schade nur, dass der Akku meiner Digitalkamera kurz vor dem San Bernardino Pass beschlossen hatte, den Geist aufgeben zu müssen).

 (San Bernardino Pass, Schweiz)

Es gibt solche Zufälle und es gibt solche Zufälle. Aber wie krass ist es denn bitte, dass man seinen alten Kumpanen aus früherer FSJ- und Zivi Zeit (damals war das noch verpflichtend, jaja) an einer niedlich kleinen Tankstelle mit integriertem Coop in einer Nebenstraße Churs trifft und das auch nur deshalb, weil man selbst zwar zuerst über den sich davor befindenden Kreisverkehr gerade hinaus gefahren, dann aber in der nächsten Parkausbuchtung gewendet hatte um in lechzender Erwartung, etwas Essbares zu finden, zurück zum Kreisel gefahren war, um sich an eben dieser Tankstelle vom Moped zu schwingen?! Die 4-köpfige Bande trudelte ca. zehn Sekunden nach mir mit ihren DDR-Rollern auf dem Platz ein und ich wurde nur deshalb auf sie aufmerksam, weil sie sich lautstark und voller Begeisterung über mein Nummernschild freuten, welches den ihnen wohlvertrauten Landkreis anzeigte, in welchem ihr und mein Zuhause quartiert war.
Okay – dachte ich mir – winkste mal höflich zurück. Gleich darauf hatten meine Gehirnzellen zu Ende gerattert und hämmerten mir die Information ein, dass es sich hier bei einem der sich begeistert Freuenden, um eben diesen alten Kumpanen handelte. Wir stießen daraufhin mit Eiskaffee und Knoppers (um 12.°°, nicht um halb 10.°°) auf unser Wiedersehen an und rollten dann, nach Vollendung eines Beweisfotos dieses Zufalls in verschiedene Richtungen – sie zum Comersee, ich über viele Umwege nach Hause – davon.


 (tummelten die und ein paar ihrer Artgenossen sich einfach auf meiner Strecke herum)

In Österreich war ich wie bereits angedeutet einige Male (ein seeehr dehnbarer Begriff) falsch abgebogen, sodass ich mich u.a. illegalerweise – da ich nicht im Besitz einer Vignette bin – auf einer Autobahn wiederfand, welche – wer hätte es für möglich gehalten – in die geographisch beinahe entgegengesetzte Richtung führte. Nachdem mir diese Erkenntnis nach ca. einer Stunde ebenfalls eingeleuchtet war, tuckerte ich über die nächste sich mir bietende Ausfahrt, einem lahmarschigen Dorfbus hinterher, auf einer Landstraße zurück zum letzten Ausgangspunkt. Einige Liter Benzin waren für diesen nicht in meiner Route einkalkulierten Abstecher zwar sinnlos in die Erdatmosphäre aufgestiegen, dies glich ich jedoch mit dem Kauf eines – den Regenwald unterstützenden – Bieres, wieder aus.

 (Ich knie demutvoll, dankend und in der Hoffnung, dass dieses liebe Maschinchen beim nächsten Betätigen der Zündung nicht in all seine Einzelteile, in einer rostigen Staubwolke und einem Haufen aus Metall, Kautschuk und Kunststoff zusammenbrechend verschwindet, nieder!)

und übrigens:
Um mich glücklich zu fühlen, ist es egal, wie viele negative Vorkommnisse an meinem Leben vorbei schrammen, sie müssen nur durch einen etwas größeren Anteil an Positivem wieder in die richtige Balance gebracht werden.

Daheim angekommen (Home sweet home!) kippte mein geschundener Körper sich erstmal kopfüber in sein Nest aus Bettdecken und Kissen, bis ich nach einigen Minuten des komatösen Entspannens dann noch den Rest meines Ganzen, in´s Bett hinein hievte. Da mein Gepäck sich trotz meiner dringlichen an es gerichteten Bitten, nicht dazu bewegen konnte, sich selbst auszuräumen, war es eben dazu verdammt, noch einen Tag länger in Tankrucksack und Gepäckrolle verstaut, vor sich hin zu vegetieren. Auch die Waschmaschine blieb vorerst trocken, während ich darauf hoffte, dass die professionelle Beseitigung, fauligen Geruchs und Schimmelflecken, zu einer ihrer Kompetenzen zählten, denn nichts auf der Welt hätte mich jetzt noch dazu gebracht, mich in einem solch übertrieben großen Ausmaß an hauswirtschaftlicher Tätigkeit (hust), heranzumachen und wenn sich das Gepäck in Italien noch nicht zum Zweizeller evolutioniert hatte, würde es dies heute bestimmt ebenfalls nochmals unterlassen.

Tipp 3 zum alltäglichen Alltagsüberlebenskampf im Alltag:
Überprüfe unbedingt vor- und nicht nach Tourbeginn, ob dein Navigationsgerät funktionstüchtig ist!

Awolnation - Sail

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