Mittwoch, 21. November 2012

Vornehmen, Anpeilen...

...Aufschieben, Verdrängen, Vergessen.


Der Mensch lebt im Hier und Jetzt. Er ist ungeduldig und möchte anstatt zu warten, alles und jenes sofort sein Eigen nennen dürfen. Er hat verlernt – oder vergessen? – den Sinn & Wert der Vorfreude zu schätzen. Das Gefühl, nach langer Zeit des Entgegenfieberns auf das Erlangen des in der Vergangenheit einst Erwünschten, dieses schlussendlich in den Händen halten zu dürfen. Ob nun im wörtlichen oder im übertragenen Sinne.

Dahingegen scheint es mir fast schon ironisch, dass wir im Angesicht unserer Gier nach der schnellstmöglichen Errungenschaft unseres Verlangens, stets den spätmöglichsten Termin wählen, um der Erfüllung dessen aktiv nachzugehen. Es könnten ja weltbewegend-komplizierte Erledigungen wie z.B. einem Telefonat von sage und schreibe 5 (!!) Minuten - welche die alles andere als simpel formulierbaren Worte „Hallo…ich würde gerne…*Höflichkeitsfloskel*…*Platz für konkretere Fragen*…vielen Dank!“ beinhalten könnte – vorausgehen und wer kann sich in einem terminüberfluteten Zeitalter wie dem unseren schon noch zu einer dermaßen aufwendigen Vorarbeit wie dieser durchringen?
Man hätte eben gerne viel zu viel auf einmal mit bittesehr dem geringsten Aufwand oder wie im lieben BWL schon längst eingebürgerten Grundsatz ausgedrückt: mit minimalem Aufwand den maximalen Erfolg erwirtschaften.

Doch nicht nur das Beschaffen schöner Dinge bereitet uns eine solche Misere und bringt uns in den gemeinen Zwiespalt der Überlegungen „soll ich weiterhin der liebesbedürftigen Couch daheim als Wärmespender dienen bis sich meine Wünsche von alleine erfüllen oder tatsächlich die in Fellschuhe gehüllten Füße vom Schemel hinab auf den Boden setzen und trotz der unglaublichen bevorstehenden Strapazen (Telefonat, Gang zum 4 Minuten entfernten Kaufhaus, E-Mail bestehend aus 3 Sätzen…) den Weg Richtung Erwünschtem wagen zu beschreiten?
Nein, mit den tatsächlich wichtigen und dringenden, verzweifelt nach Erledigung schreienden Dingen, nehmen wir es noch viel genauer!
Gnadenlos jagen wir sämtliche Gedanken an jene mit einer psychischen Kondition eines Einstein in´s Abseits und verbannen sie bis zum Tag X (also known as „Morgen“) solange in´s Aus, bis das allseits bekannte und zutiefst gefürchtete „Kurz-Vor-Knapp“ genervt vor der Türe steht und drängend daran erinnert, dass es nun an der Zeit ist panisch im Kreis zu rennen und nach ähnlich intelligenten Ausreden zu suchen wie: „Tut mir leid, mein Zug hat sich verfahren.“, „Der Bus ist entgleist.“ Oder schlicht und einfach „Ich hab meine Wohnungstüre nicht gefunden.“.
Ich bezweifle nicht im Geringsten meine Annahme, dass tief in den Mauern der Arbeitsagenturen, Bankfilialen oder Versicherungsstellen ein gewaltiges Archiv schlummert mit all diesen Formulierungen, welche in einem Anflug höchster Kreativität um Entschuldigungen und weiterem Aufschieben des Termins bitten.

Tja, so sind wir halt. Ich denke wir sollten allesamt einmal unsere – daran ist nicht zu zweifeln, wunderschönen – Vorstellungen zum aufwandlosen Erreichen unserer Ziele überdenken (um nicht zu sagen: begraben) und wie im Text der Musikgruppe SDP ausführlich beschrieben: damit anfang` anzufangen..

..also morgen dann halt, versteht sich. 

..und übrigens:
Um es im Leben zu etwas zu bringen, muss man früh aufstehen, bis in die Nacht arbeiten - oder Öl finden.
(Jean Paul Getty)


Chima - Morgen

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