Der
Mensch lebt im Hier und Jetzt. Er ist ungeduldig und möchte anstatt zu warten,
alles und jenes sofort sein Eigen nennen dürfen. Er hat verlernt – oder vergessen?
– den Sinn & Wert der Vorfreude zu schätzen. Das Gefühl, nach langer Zeit
des Entgegenfieberns auf das Erlangen des in der Vergangenheit einst
Erwünschten, dieses schlussendlich in den Händen halten zu dürfen. Ob nun im
wörtlichen oder im übertragenen Sinne.
Dahingegen
scheint es mir fast schon ironisch, dass wir im Angesicht unserer Gier nach der
schnellstmöglichen Errungenschaft unseres Verlangens, stets den spätmöglichsten
Termin wählen, um der Erfüllung dessen aktiv nachzugehen. Es könnten ja
weltbewegend-komplizierte Erledigungen wie z.B. einem Telefonat von sage und
schreibe 5 (!!) Minuten - welche die alles andere als simpel formulierbaren
Worte „Hallo…ich würde gerne…*Höflichkeitsfloskel*…*Platz für konkretere Fragen*…vielen
Dank!“ beinhalten könnte – vorausgehen und wer kann sich in einem
terminüberfluteten Zeitalter wie dem unseren schon noch zu einer dermaßen aufwendigen
Vorarbeit wie dieser durchringen?
Man
hätte eben gerne viel zu viel auf einmal mit bittesehr dem geringsten Aufwand
oder wie im lieben BWL schon längst eingebürgerten Grundsatz ausgedrückt: mit
minimalem Aufwand den maximalen Erfolg erwirtschaften.
Doch
nicht nur das Beschaffen schöner Dinge bereitet uns eine solche Misere und
bringt uns in den gemeinen Zwiespalt der Überlegungen „soll ich weiterhin der
liebesbedürftigen Couch daheim als Wärmespender dienen bis sich meine Wünsche
von alleine erfüllen oder tatsächlich die in Fellschuhe gehüllten Füße vom
Schemel hinab auf den Boden setzen und trotz der unglaublichen bevorstehenden
Strapazen (Telefonat, Gang zum 4 Minuten entfernten Kaufhaus, E-Mail bestehend
aus 3 Sätzen…) den Weg Richtung Erwünschtem wagen zu beschreiten?
Nein,
mit den tatsächlich wichtigen und dringenden, verzweifelt nach Erledigung
schreienden Dingen, nehmen wir es noch viel genauer!
Gnadenlos
jagen wir sämtliche Gedanken an jene mit einer psychischen Kondition eines
Einstein in´s Abseits und verbannen sie bis zum Tag X (also known as „Morgen“)
solange in´s Aus, bis das allseits bekannte und zutiefst gefürchtete „Kurz-Vor-Knapp“
genervt vor der Türe steht und drängend daran erinnert, dass es nun an der Zeit
ist panisch im Kreis zu rennen und nach ähnlich intelligenten Ausreden zu
suchen wie: „Tut mir leid, mein Zug hat sich verfahren.“, „Der Bus ist
entgleist.“ Oder schlicht und einfach „Ich hab meine Wohnungstüre nicht
gefunden.“.
Ich
bezweifle nicht im Geringsten meine Annahme, dass tief in den Mauern der
Arbeitsagenturen, Bankfilialen oder Versicherungsstellen ein gewaltiges Archiv
schlummert mit all diesen Formulierungen, welche in einem Anflug höchster
Kreativität um Entschuldigungen und weiterem Aufschieben des Termins bitten.
Tja,
so sind wir halt. Ich denke wir sollten allesamt einmal unsere – daran ist
nicht zu zweifeln, wunderschönen – Vorstellungen zum aufwandlosen Erreichen
unserer Ziele überdenken (um nicht zu sagen: begraben) und wie im Text der
Musikgruppe SDP ausführlich beschrieben: damit anfang` anzufangen..
..also
morgen dann halt, versteht sich.
..und übrigens:
Um es im Leben zu etwas zu bringen, muss man früh aufstehen, bis in die Nacht arbeiten - oder Öl finden.
(Jean Paul Getty)
(Jean Paul Getty)
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